Obwohl in den 1920 und 1930er Jahren die Deutschen Motorradhersteller führend im Internationalen Straßenrennsport waren, gab es nur wenige Hersteller die auch ein Dirt Track Bike im Programm hatten. Wenn überhaupt, dann wurden Geländemaschinen für die Teilnahme an den Internationalen Six-Days Geländefahrten hergestellt. Eine Ausnahme bildete die Zschopauer Firma DKW die 1930 ein reines Dirt Track Bike mit einem Zweizylinder Zweitaktmotor herausbrachte. Gegründet wurde die Firma DKW vom gebürtigen Dänen Jörgen Sköfte Rasmussen , der ab 1916 in sächsischen Zschopau dampfbetriebene Personen und Lastwagen herstellte und sich den Markennamen DKW ( Dampf Kraft Wagen ) ins Handelsregister eintragen ließ. Rasmussen holte sich 1918 den Ingenieur Hugo Ruppe in sein Team der bereits einen kleinen Zweitaktmotor entwickelt hatte. Allgemein galten Zweitaktmotoren zu der Zeit als unzuverlässig und unbedeutend. Rasmussen aber war vom Zweitaktmotor überzeugt und so entwickelte sich dieser Motor innerhalb kürzester Zeit zur führenden Antriebsquelle für Motorräder und kleine Automobile. Ende der 1920er Jahre wurden in Zschopau bis zu 60 000 Motorräder jährlich produziert. Um die Zuverlässigkeit der Zweitaktmotorräder unter Beweis zu stellen, gründete DKW bereits 1925 eine Rennabteilung die in der Folgezeit zahlreiche Welt- und Europameister sowie Nationale Meister hervorbrachte.
Antriebsgrundlage für die 1929 entwickelte Dirt Track Maschine war der 500 ccm Zweizylinder Rennmotor mit der Typenbezeichnung PRe. Dieser war wassergekühlt und verfügte über eine doppelt wirkende Ladepumpe. Durch diesen mittig zwischen den beiden Zylindern auf der Kurbelwelle angeord- neten, gegenläufig arbeitenden, Hilfs- kolben mit Exenterpleuel wurde das Ansaugvolumen um ca. 40 % gesteigert und bei der Gegenbewegung des Kolbens das Gemisch mit hohen Druck durch den Überströmkanal gepresst. Dabei arbeitete die Kolbenoberseite für den rechten und die Unterseite für den linken Zylinder. Durch diese Leistungssteigernde Maß- nahme stieg der Kraftstoffverbrauch extrem an. Mit der Zeit wurde das System immer weiter verfeinert so das die Leistung von Anfangs 26 PS bis zum Produktionsende 1932 auf 36 PS bei 5500 Umdrehungen gesteigert wurde. Die Schmierung erfolgte als Gemischschmierung im Verhältnis von 12:1 bis 15:1.
Obwohl man bei DKW im allgemeinen nur wenige Technische Infos zu den Rennmaschinen preisgab, verschickte man 1930 ein Rundschreiben an die Vertragshändler mit den oben links zu lesenden Technischen Daten. In einem Beiblatt heißt es, das in der Fabrikation eine große Anzahl dieser Maschinen aufgelegt wurde die sofort lieferbar sind. Der Händler Einkaufspreis betrug dabei 2200 Reichsmark und der Verkaufspreis 2400 RM, wobei angemerkt wurde das hierbei kein Ratenkauf möglich sei. Weiter heißt es, das es ohne geeignete Maschine auch für den besten Fahrer nicht möglich sei Erfolge zu erringen, wodurch man bis jetzt gezwungen war sich eine geeignete Maschine im Ausland zu besorgen. Nun gibt ihnen DKW die Möglichkeit eine wohlerprobte Deutsche Maschine zu benutzen die sich in überraschend kurzer Zeit einen guten Namen gemacht hat.
Der Tank und der Kühler waren bei den Dirt Track Maschinen wesentlich kleiner ausgelegt als bei den anderen Rennmaschinen. Auch die sonst sehr langen Auspuff- krümmer wurden durch eine kompakte Anlage ersetzt die bereits unter dem Motor endete. Interessant ist auch, das die Spurweite der Maschinen durch versetzen des Hinterrades bis zu 7 cm verlängert werden konnte. Mit einem Gewicht von 100 kg lag das Bike trotz Wasserkühlung, im Bereich vergleichbarer Konkurrenten. Das DKW Dirt Track Bike von 1929 blieb das einzige Modell welches in Zschopau speziell für den Bahnsport hergestellt wurde. Zwar gab es bereits vor 1930 und auch später noch von Privatleuten umgebaute DKW Motorräder auf den Sand-und Grasbahnen zu sehen aber offizielle Werksmotorräder waren das nicht. Leider ist mir nicht bekannt wieviel DKW Dirt Track Bikes insgesamt gebaut wurden und wo diese heute sind. Auch in England zeigte man Interesse an dem Deutschen Bike wie ein Bericht in der Zeitschrift Auto Journal von 1930 beweist, aber durchsetzten konnte sich der Zweitakter dort nicht. Zumal es mit dem Scott Zweitakt Dirt Track Bike ein vergleichbares Modell englischer Herkunft gab.
Am Vorstart zu einem Bahnrennen stehen hier eine DKW und eine englische Douglas Dirt Track Maschine.
N. Knyper auf DKW 1935 in Pardubice
Hans Winkler mit einer DKW SS 250 in Pardubice
Auch der 3-Zylinder Zweitakt Motor aus dem DKW Junior wurde in den frühen 1960er Jahren im Gespann verbaut. Hiermit waren unter anderen Jürgen Stein/ Klaus Bornträger sowie Horst Bund unterwegs.
Diese Eigenbau DKW Maschine mit 175 ccm und eigenwilliger Hinterradfederung war in den 1950 und 1960er Jahren auf hessischen Grasbahnen unterwegs.