Johan Schaap Speedwaymuseum

Johan Schaap aus Callantsog in den Niederlanden besitzt eine der größten Sammlungen an historischen Bahnmaschinen in Europa. Es ist zwar kein öffentliches Museum mit festen Öffnungszeiten und Eintrittsgeldern, aber dennoch kann der Interessierte, nach telefonischer Anmeldung, die interessante Sammlung besichtigen. Der Schwerpunkt liegt hier eindeutig auf Eisspeedway , wenngleich hier auch Gespanne, Speedwaybikes , Rennanzüge und viele Einzelstücke aus der Bahnsportwelt zu finden sind. In mehr als 30 Jahren hat Johan Schaap auf dem großzügigen Boden über seiner Werkstatt viele Sachen gesammelt die sonst, meißt nach den Tod der Besitzer, auf dem Schrottplatz gelandet wären  . Dabei kauft Schaap viele kleinere Sammlungen von bekannten früheren Rennfahrern wie z.B. Peter Knott aus Bad Tölz oder dem erst im letzten Jahr verstorbenen schwedischen Allroundfahrer Olle Ahnström. Auch ein fein restaurierter FORD V8 von 1935 steht dort zwischen all den anderen Stücken. Schaaps Söhne Bart und Niek teilen die Begeisterung ihres Vaters und sind beide aktive Eisspeedwayfahrer.

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Im Obergeschoß der Werkstatt befindet sich das Museum

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Museumsinhaber Johan Schaap

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Blick in Johan Schaap’s Speedwaymuseum . Auch wenn der Schwerpunkt auf Eisspeedway liegt, gibt es jede Menge andere interessante Dinge zu sehen. Auf dem Tisch eine Rudge Speedwaymaschine mit JAP-Motor aus den 1930er Jahren. Im Vordergrund ein Ödegaard Langbahn Fahrgestell welches bei Gelegenheit auch wieder vervollständigt werden soll.


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Einen großen Raum in Johan Schaap’s Museum nimmt die Sammlung bzw. der Nachlaß des früheren schwedischen Allroundfahrers Olle Ahnströhm ein. Ahnström, (geboren 1919) starb 2021 im Alter von 102 Jahren und sorgte zuletzt im Jahre  2016 für Aufsehen, als er mit 96 Jahren noch einmal aufs Eisspeedwaybike stieg und in seiner Heimatstadt Huddige, einen Vorort von Stockholm, einige Runden auf dem Eis drehte. Seit seine Frau Märta starb lebte er im  Altenheim, ließ sich aber immer mal wieder von seiner Tochter abholen um an seinen geliebten Bikes zu Schrauben. Neben Eisspeedway war er auch im Speedway und im Motocross unterwegs. Sein größter Erfolg auf Eis war der Reserveplatz beim WM-Finale 1967 in Rußland. Nach Ahnström’s Tod übernahm Johan Schaap dessen Equipment um es vor dem verschrotten zu bewahren.

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Olle Ahnström’s Eigenbau Eisspeedwaybike  mit 350 ccm JAP Motor mit dem er 1946 seine Eisspeedway Karriere startete. Beim Vorderrad sind die Spikes, statt in einem Reifen, in einen Metallring aus dem Flugzeugbau montiert. Entworfen von den Brüdern Carllsson ca. 1950 

Eine weitere Ahnström Eisspeedwaymaschine aus den 1960er Jahren mit JAWA Motor


Peter Knott

Schaap-KnottViel Platz im Museum von Johan Schaap nimmt auch der Nachlaß von Peter Knott aus Bad Tölz (ca.100 km hinter München gelegen) ein. Knott war nämlich in den 1950 und 1960er Jahren ein Tausendsassa in Sachen Motorsport. Er fuhr Gespannrennen, Eisspeedwayrennen, Straßenrennen, war Tuner und Besitzer einer BMW Werkstatt mit 30 Mitarbeitern in Bad Tölz. Nebenbei war er auch noch Sammler alter Rennmaschinen. Da es bis 1968 noch keine Deutsche Meisterschaft der Gespanne gab, taucht sein Name in der Statistik der Seitenwagen erst 1968 erstmals auf. Andernfalls wären bestimmt drei  weitere Meistertitel drin gewesen. Aber bereits 1966 überredete ihn Sepp Giggenbach es doch einmal mit Eisspeedway zu versuchen, da erstmals in dieser Disziplin eine Europameisterschaft ausgetragen werden sollte und Deutschland zwar 3 Startplätze aber keine Maschinen und Fahrer hatte. Giggenbach und sein Kumpel Fred Aberl bauten ihm in liebevoller Kleinarbeit das unten zu sehende Eisspeedwaybike. Das es sich hier um einen Nachbau des damals einzigen auf den Markt erhältlichen JAWA Eispeedwaybikes handelt ist dabei unverkennbar.

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Gleich in seinem ersten aktiven Eisspeedwayjahr, 1966, konnte sich Peter Knott beim Halbfinale in Leningrad für den Endlauf zur Europameisterschaft in Ufa qualifizieren, wo er einen sensationellen 7.Platz belegte. Bis 1970 qualifizierte sich Knott jedesmal für das Finale, doch blieb der siebte Platz in seinem Debütjahr seine beste Plazierung in diesen Wettbewerb. Als 1969 erstmals ein Weltfinale in Inzell ausgetragen wurde belegte Knott Platz 12. Im Jahre 1970 beendete Peter Knott aus beruflichen Gründen seine Eisspeedwaykarriere, begann dann aber ab 1973 mit Straßenrennen und Zuverlässigkeitsfahrten auf einer selbst getunten 1000er BMW. Peter Knott starb am 29.07.2017 durch Freitod

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Peter Knott’s BMW Gespann befindet sich zur Zeit noch in der Restaurierung.

Schwenker Gespann von Werner Schröder † aus Hausham. Es stammt von Ende der 1980er Jahre und wurde von Fritz Rummelsberger gebaut.


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Programmheft vom Weltfinale 1967 in Moskau. Peter Knott belegte hier den 12. Platz.

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Eine Dame flickt hier mit Nadel und Faden eine zerrissene Rennfahrerhose.

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Für besondere Verdienste wurde Peter Knott 1968 die Ehrenplakette in Gold vom Landkreis Bad Tölz verliehen


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Auch eine Menge Rennanzüge bekannter Fahrer befinden sich in Johan Schaap’s Speedwaymuseum. Besonders Stolz ist Johan auf den ganz links zu sehenden Anzug vom dreifachen Eisspeedway Weltmeister Danil Ivanow. Er ist aus Kevlar und wurde vom Deutschen Lederschneider WACO hergestellt. Daneben ein Anzug aus Kalbsleder von Vladimir Fadeev, dem Weltmeister von 1993 und 1999, ebenfalls von WACO. Wer die drei rechts zu sehenden Anzüge getragen hat ist mir nicht bekannt.


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Eine vom früheren Eisspeedwayfahrer Viat- scheslaw Nikulin verwendete Hinterrad- schwinge. Es handelt sich hier wohl um eine modifizierte Serienschwinge

Eine Gemeinschaftsarbeit von Joachim Kugelmann und Marcel Gerhard ist dieser GM 2-Ventil Motor von 2010. Unter anderen war damit Günter Bauer und der fünffache WM-dritte Viatscheslaw Nikulin unterwegs.

Einer von maximal 3 jemals hergestellten MASEK 2- Ventilmotoren. Schaap’s Sohn Bart unternahm damit 2015 seine ersten Gehversuche auf dem Eis.


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Viele jüngere Eisspeedwaybikes befinden sich noch in der Restauration bzw. müssen noch vervollständigt werden. Links ein Jawa Fahrgestell welches von Stephan Pletschacher gefahren wurde. Es handelt sich hier um das erste von JAWA hergestellte Modell mit Hinterradfederung aus dem Jahr 1996. Rechts ebenfalls ein Jawa Fahrgestell mit hinteren Zentralfederbein von 1993 , gefahren von Jürgen Liebmann.


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Neben den kompletten Bikes gibst es in Johann Schaaps Sammlung auch viele interessante Einzelstücke und Ersatzteile. Zum Beispiel den JAWA Typ 891-6 Zweiventil  Zylinderkopf mit DOHC Steuerung, der 1979 auf den Markt kam. Daneben einige Ölbehälter, wie der blaue Behälter aus Schweden der eine spezielle Einbuchtung hat um ihm passgenau am Rahmen befestigen zu können. Der gebogene Behälter rechts stammt aus den Anfängen des Eisspeedway und wurde am vorderen Auspuffkrümmer befestigt um das damals, mangels von passenden Additiven, bei Kälte doch recht zähflüssige Rizinus Öl vorzuwärmen. Durch das außen angebrachte Sichtfenster hatte man den Ölstand stets im Blick.

Man könnte noch viele Geschichten zu den Maschinen, den dazugehörigen Fahrern sowie Einzelstücken von Johan Schaap’s Sammlung hier erzählen, doch würde es den Rahmen des Berichts auf dieser Seite sprengen. Bei passender Gelegenheit werde ich weitere Bilder und Berichte hier und bei facebook vorstellen. Mein Dank geht daher an Johan Schaap das er mir mit großer Geduld seine Interessantesten Stücke gezeigt hat.
 

 

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